Berufliche Weiterbildung: Wohin steuert die Branche im 2023?

    Mit Sicht auf das kommende Geschäftsjahr wird im Herbst in der Regel in allen Branchen ein Blick in die Kristallkugel gewagt. Das ist auch in der Weiterbildungsbranche der Fall. In der beruflichen Weiterbildung geschieht dies unter anderem mittels des SVEB-Branchenmonitors. Wir haben zusammen mit Lernwerkstatt Olten CEO Daniel Herzog die Resultate eingeordnet.

    (Bild: PEXELS) Im 2022 war die Nachfrage an beruflicher Weiterbildung wieder steigend. Besonders bei den Generationen X, Y und Z. Für 2023 ist man noch optimistischer.

    Die Schweizer Weiterbildungsanbieter meisterten die letzten Jahre unterschiedlich. Die einen taten sich vor dem Hintergrund der Pandemie und der Digitalisierung schwer, andere positionierten ihr Angebot sehr erfolgreich neu oder haben ihre Marktführerschaft gar ausgebaut. Die Lage scheint sich nun wieder etwas zu stabilisieren.

    Schweizer Weiterbildungsanbieter schätzen somit die Entwicklung der Weiterbildungsbranche leicht positiv ein. Das zeigen die aktuellen Resultate des Branchenmonitors des Schweizerischen Verbands für Weiterbildung (SVEB). Die Anbieterumfrage weist nach zwei Pandemiejahren auf eine langsame Erholung des Sektors hin.

    Die Hälfte der über 200 Befragten schätzt die Entwicklung der eigenen wirtschaftlichen Situation für das Jahr 2022 als positiv ein. Dennoch sehen sich viele Anbieter weiterhin mit einer wirtschaftlichen Unsicherheit konfrontiert. Die Corona-Massnahmen bewirken also noch immer Nachwehen. Die Lernwerkstatt Olten (LWO) hat hingegen diese Herausforderungen gut gemeistert und aus der Not sogar eine Tugend gemacht. Wobei ganz klar ein wichtiger Umstand behilflich war: Man hatte bei der LWO bereits schon vor Jahren den Digitalisierungsprozess initiiert und das Portfolio bezüglich der Lehrgänge auf die Bedürfnisse der Zukunft angepasst. CEO Daniel Herzog: «Bereits vor Corona hatten wir Lehrgänge im Blended Setting im Angebot und setzten schon länger ein Learning Management System ein. Dieses Know-how half uns während der Pandemie ungemein. Inzwischen sind all unsere Prozesse digitalisiert und ab nächstem Jahr gibt es bei der Lernwerkstatt fast ausschliesslich Lehrgänge im Blended Setting, also eine Kombination zwischen Präsenzunterricht und virtuellen Kurstagen.»

    (Bild: zVg) Der SVEB-Branchenmonitor zur beruflichen Weiterbildung zeigt auf, dass die Pandemie einen Digitalisierungsschub ausgelöst hat. Unter den einzelnen Bildungsanbietern gibt es aber grosse Unterschiede.

    Noch immer über­vorsichtige Teilnehmerinnen und Teilnehmer
    Die bei der SVEB-Anbieterumfrage teilnehmenden Organisationen stellen fest, dass eine Unsicherheit in der Teilnehmergewinnung noch immer spürbar sei. Demzufolge nennen manche Anbieter die Zurückhaltung der Kundschaft als grosse Herausforderung. Dennoch schätzen knapp 60 Prozent der befragten Weiterbildungsanbieter die Nachfrageentwicklung als positiv ein. Daniel Herzog: «Unser Vorbucherstand ist sehr gut. Unter unseren 30 Kursorten gibt es jedoch Unterschiede. Während wir an einem Kursort Wartelisten führen, gibt es beim anderen Kursort noch freie Plätze. Unsere Kunden möchten aber oft lieber ein halbes Jahr mit dem Lehrgangsstart zuwarten, als in die Nachbarstadt zu fahren. Hier stellen wir seit Corona eine Abnahme der Reisebereitschaft fest.»

    Digitalisierung als Organisations- und Geschäftsmodell
    Natürlich hatten die Entwicklungen der letzten zwei Jahre einen Digitalisierungsschub in der Weiterbildungsbranche zur Folge. Digitalisierung sei nach wie vor ein Thema in den verschiedenen Angebotsformaten, geben fast alle Weiterbildungsanbieter an. «So setzen sich derzeit viele mit einem sinnvollen Einsatz des digitalen Lernens auseinander», schreibt der SVEB in seinem Communiqué. Gleichzeitig zeige sich die Digitalisierung auch auf der organisationalen Ebene. Dieser Prozess ist bei der Lernwerkstatt Olten seit Jahren bereits Programm und brachte einen nicht zu unterschätzenden und nachhaltigen Wettbewerbsvorteil. Daniel Herzogs Fazit und Ausblick auf 2023: «Die letzten Jahre haben vielen Weiterbildungsanbietern einen enormen Schub verliehen, andere haben den Anschluss verloren. Ich erwarte, dass einige Anbieter – vor allem private – verschwinden. Notgedrungen wird es auch vermehrt zu Kooperationen kommen. Diese Entwicklung wird aber auch Raum für neue Anbeter und für innovative Angebote geben.»

    JoW


    Der SVEB-Branchenmonitor

    Die Resultate des SVEB-Branchenmonitors beziehen sich auf die Angaben von 210 Weiterbildungseinrichtungen. Die Online-Umfrage wurde zwischen April und Mai 2022 durchgeführt. Mit dem SVEB-Branchenmonitor baut der SVEB eine systematische Beobachtung der Weiterbildungsbranche auf. Nach der ersten Durchführung im Jahr 2021 wurde der Monitor weiterentwickelt. Auch nach der diesjährigen Umfrage wird der Beobachtungsprozess optimiert und weiterentwickelt.

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